Berlin

Realistischer – nicht unecht, kein Nonsens

Vector Town Kollektiv Interview

Teil 2/2

Eure Digitalen Onlineshop Artikel sind ähnlich „Adobe Stock“ Vektoren. Was ist das Besondere an euren Illustrationen?

M: Gestalter die Silhouetten umsetzen gibt es viele – das ist es nicht.

Ich denke die Abstraktion und die Botschaft sind uns sehr wichtig. Jeder Gestalter arbeitet mit seinen eigenen Werkzeugen, Stilen, Erfahrungen und Kniffen. Viele Gestalter bedienen sich auch bei Stock Anbietern. Bei Icons wird fast immer zu fertigen Illustrationen gegriffen.

Im Vergleich dazu Premium Foto Stock. Hier wird sehr auf Bildsprache und Qualität geachtet. Hochwertige Fotos sollen den Betrachter in ihren Bann ziehen und das Produkt oder einen Gedanken unterstreichen. Premium Stock wird sich langfristig in allen Bereichen durchsetzen.

Und genau in dieser Nische bieten wir auch unsere Vektor Sets an.

Premium Stock Illustrationen, reduzierte Stile die anders sind – mitunter auch irritierend auf den Betrachter wirken. Realistischer – nicht unecht, kein Nonsens. Wir bilden die reale Welt ab und beschäftigen uns z.B. mit Themen in unserem Umfeld zu Personen, der Gesellschaft, der Architektur und soziale Ungleichheit in der Großstadt.

Geht es dabei um den Verkauf von Stock Illustrationen oder um Kunst?

M: Dies hängt vom Gestalter, seiner Idee und der Art seines Werkes oder Illustration ab. Wir lieben das was wir tun und es macht uns glücklich. Der Onlineshop bietet den Raum für unsere freien Arbeiten und wir freuen uns über die Wertschätzung Dritter, indem unsere Produkte und unsere Kunst gekauft werden.

Es geht primär um Selbstverwirklichung und Kollaboration. Hier steht das Kollektiv im Vordergrund. Weg vom „jeder werkelt für sich“ Ding. Ziel ist langfristig das Wachstum des Kollektivs und viele kritische und ausgesuchte Arbeiten zu präsentieren.

Seid ihr auf der Suche nach einem Investor oder Finanzier um das Projekt bekannter zu machen?

M: Einen Finanzier zu finden ist nicht unser Ziel, da wir kein Startup mit Aktionären im Rücken sind, das in kurzer Zeit hohe Gewinne erwirtschaften muss. Es ist eher eine Forschungsmission oder ein Feldversuch, eine Art Kreativitäts-Beschleuniger für jeden einzelnen, also jeden Teilnehmer der Versuchsgruppe… ich meine des Kollektivs [lacht]. Der Sinn dahinter wird sich hoffentlich noch herauskristallisieren. Wir haben unser Gefährt vollgetankt und ausgerichtet. Jetzt geht es um Erfahrung und Teamwork um es in die Umlaufbahn zu befördern. Beförderer sind also immer willkommen.

Sind auch andere Produkte rund um eure digitalen Illustrationen geplant?

M: Aktuell planen wir neben der digitalen auch analoge und besondere Produkte die beides verbinden. Wir experimentieren hier noch. Außerdem sind Siebdrucke in kleiner Auflage in Vorbereitung, da wir auch alle selber die Haptik und Drucke lieben. Es sind alles kleine Subprojekte die man gut im Kollektiv umsetzen kann.

Ihr veröffentlicht zu jedem Vektor Set einen kurzen lyrischen Text, der sogar ironisch zu verstehen ist. Zwingt ihr dadurch nicht den Betrachtern einen Gedanken auf?

M: Nein.

Jedes Objekt hat seinen eigenen Platz in unserer Welt und alle stehen in Verbindung zueinander. Manche Objekte stehen weniger im Fokus als andere – sind aber um so wichtiger für das Gesamtgefüge. Wir unterstreichen die Illustrationen mit Worten um a) die unscheinbaren Dinge hervorzuheben und b) die gesamte Illustration um eine weitere Ebene zu ergänzen, die es möglich macht ein Gefühl und eine Dramaturgie zu vermitteln.

Was fehlt euch derzeit noch? Weitere Mitglieder oder Künstler?

M: Kreative die das Bedürfnisse haben etwas Neues auszuprobieren und gerne auch Dinge reflektieren. Also Individuen die Lust am Dialog und Zeit zum Experimentieren haben. Das wäre ausgezeichnet. Berlin bietet hier viele Möglichkeiten – Liebe, voll Kaputt, Alles!

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